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Vor einigen Jahren bin ich allen Regeln der Vernunft zum Trotz nach Spanien getrampt. Nachdem ich mich über die Ferienenklaven ( Lloret da Mar, Malgrat de Mar, Arenys da Mar – Mar soweit das Auge reichte) hindurchgekämpft hatte, landete ich in Barcelona.

Mit einem Berliz – Sprachschnellkurs für Reisende auf Kassette hatte ich mich auf den Trip vorbereitet und versuchte, das nun angelernte Spanisch anzuwenden um Nahrungsmittel zu kaufen. Ich bemerkte bald, dass mir das nicht besonders viel half. Nicht meine Lernschwächen waren der Grund, sondern die Sprache der Einwohner. Die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens ist die, das in Spanien niemand Spanisch spricht. Die Katalanen sprechen Katalanisch, die Basken Baskisch, die Andalusier Andalusisch und so weiter. Spanisch sprechen dort nur die Fernsehmoderatoren im staatlichen Rundfunk, was aber niemand bemerkt, seit es Privatsender gibt.

Somit komme ich zum nächsten Problem in Spanien, nämlich der Einwohnerzahl. Die schwankt je nach Anschauung zwischen 40 Millionen und 2. Die erste Zahl weist auf die in Spanien wohnenden Personen hin, die zweite, wer sich als Spanier fühlt (vgl. dazu Basken, Andalusier, Katalanen, ...).
Ich mache den Fehler, einen Katalanen als Spanier zu bezeichnen, kein zweites Mal! Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn ich in San Sebastian, mitten im Baskenland, jemanden als Spanier bezeichnet hätte.
Die Einzigen, die sich als Spanier bezeichnen, sind der König Juan Carlos und der Premierminister (vor ein paar Wochen war es noch José Maria Aznar).

Die spanische Geschichte ist recht schnell erklärt: sie paddelten einige Zeit durch die Meere, um den Nachbarkontinent zu erobern, und ließen das auch noch einem orientierungslosen Gastarbeiter namens Columbus diese zu groß geratene Insel entdecken.

Im nachhinein möchte ich die persönliche Anmerkung machen, dass uns viel erspart geblieben wäre, wenn er daran vorbeigesegelt wäre. Da denke ich vor allem an manche Bewohner des nordamerikanischen Kontinents – los Intellektos Georgios W... Bushos!!!
Jedenfalls spielten sie sich als Pfarrer, Bademeister und Könige in Südamerika auf, um arme in hässliche Decken gehüllte Peruaner zu zwingen, ihre vielen Sprachen zu lernen. Die exportierte Kultur vermischte sich wieder, verwässerte sich usw. und was kam dabei heraus? RICKY MARTIN!!!

Einen spanischen Tirolerabend musste ich da natürlich besuchen: die Darbietung des FLAMENCO: Manchmal trampeln Spanier mit genagelten Schuhen auf Holzböden rum, fuchteln mit ihren Armen und klatschen, zum Takt der gespielten Musik zum Trotz, wie wild in ihre Hände. Alle lassen bei dieser Darbietung keinen Zweifel daran, dass es ihnen sehr ernst dabei ist, und dass sie sich in heftigsten Gefühlswallungen befinden. Während der ganzen Stöhnerei, Gebelle, Gewimmere und Gehopse kann es schon passieren, dass der Tänzer die Tänzerin würgt, aber meistens geschieht das nur mit der Gitarre.
Am Höhepunkt ist man versucht, der ganzen Qual ein Ende zu bereiten und den Darstellern beizustehen. Man steht knapp davor, als Versuch zur Beruhigung eine Tiroler Jodler oder Wiener Heurigenlieder anzustimmen. Doch so plötzlich wie es begann, ist es dann vorbei.

Nichts desto Trotz, die Leute in Spanien mit denen ich zu tun hatte sind (bis auf zwei Jugendherbergsverwalter, die echte „stupidos“ waren) sehr herzliche und nette Leute. Das Essen war sehr gut, ausser die „Tortillas a la espagnol“ in der les rambles in Barcelona. Diese holzkohleartigen Kartoffelschmelzprodukte sind eher als Diskuss zu verwenden als ein Nahrungsmittel.
Ich werde sich mal wieder in dieses Land der Herzlichkeit und der vielen Sprachen fahren. Aber ich glaube nicht, den Abschluss der Bauarbeiten an der Sagrada Familia erleben zu dürfen.
Zorra meinte am 17. Apr, 16:01:
Köstlich
geschrieben! Ich kugle mich jetzt noch vor Lachen. :-)))))) Olé! 
oops meinte am 17. Apr, 16:08:
wirklich herrlich geschrieben...
kann nicht aufhören zu grinsen 
Desideria meinte am 17. Apr, 17:18:
Nää is datt schön...
...du lässt mich aber daran zweifeln, warum in aller Welt ich gerade Spanisch lerne, wenn es eh keiner spricht (außer mir dann)... 
Black_Mage meinte am 17. Apr, 17:35:
einfach herrlich. danke... ich lieg wie Zorra lachend am Boden.

was die Spanier selbst angeht muss ich dir absolut beipflichten. Als ich in London gelebt habe, hatte ich einen spanischen Freundeskreis (genau genommen, hab ich dort mit mehr Spaniern zu tun gehabt, als mit Briten selbst *g*) der mir auch ein bisschen spanisch beigebracht hat. interessanter weise kam ein drittel davon aus dem Baskenland...
Nicht zu vergessen die süße Spanierin in die ich mich damals verliebt hatte - "Quiera un besa" kann ich immer noch ;) 
solveig meinte am 17. Apr, 22:21:
So schlimm ist es wohl nicht
Als halbe Spanierin aus Barcelona muss ich dir widersprechen. Alle Einwohner Spaniens lernen Spanisch in der Schule, aber vielleicht wollen sie es ja nicht sprechen (du weisst warum? Kennst du die Geschichte von Franco?). Und mit einem Berlitz Schnellkurs lernst du diese komplizierte Sprache nicht, erst recht nicht, wenn deine Muttersprache nicht eine lateinische ist, sondern Deutsch.
Flamenco ist ein Zigeunertanz, also mitnichten typisch spanisch.
Und wer geht schon in einem Restaurant bei den Ramblas essen? Touristischer gehts nicht mehr. Eine Seitengasse weiter hättest du schon besser und billiger gegessen.
Aber dass die Spanier vor 500 Jahren besser daheim geblieben wären, als Länder zu erobern, darin gebe ich dir vollkommen recht. Viel Leid haben sie gebracht und viel kaputt gemacht. Leider nicht nur sie! 
kaltmamsell meinte am 18. Apr, 19:22:
Ayayay! Gelernt haben Sie ja dann doch nichts! Flamenco tanzen natürlich auch nicht die Spanier, sondern die Zigeuner ("gitanos"). Vielen Dank für heftiges Schmunzeln! 
gungl meinte am 18. Apr, 23:01:
@ alle die da sind :-)))))))
Ok, ich gebe zu, es ist ein wenig überzeichnet, aber mein blog ist, wie ich es zu Beginn gesagt habe, zum Lachen da. Ich hoffe es gefällt den Lesern, und ich liebe die Sprache an sich. Ich amüsiere mich köstlich beim Don (http://don.antville.org), der meines Erachtens, einer der tollsten bolgs ist, die ich kenne.
Sein Schreibstil ist so erfrischend, dass es nur eine Freude ist. Und keine Angst, auch andere Nationen werden noch zum Handkuss, kommen. Über das eigene Land zu schreiben ist relativ schwer, aber ich werde mir da schon was ausdenken. Auf alle Fälle danke ich allen, die mit mir das bloggen teilen und Freude daran haben. AUCH SPASS MUSS SEIN ;-))))!!!! 
oops antwortete am 21. Apr, 19:09:
ja und den hat man beim lesen deiner stories 
gungl antwortete am 21. Apr, 19:44:
Danke ...
... SCHAAATZ! (Zitat: Gollum, Herrr der Ringe 1-3) 
 

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